Samstag, 30. April 2022

Will nicht schweben

Das Reich von R.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
Keine Nacht im Hostel

Das ist schon klar: Jeden Morgen investiere ich eine halbe Stunde in die Sauberkeit von Bad und Küche. Um den Gemeinschaftsraum kümmere ich mich allerdings nicht mehr. Der ist jetzt das (unordentliche) Reich von R. 

In diesem Monat habe ich keine Nacht im 29 Madeira Hostel verbracht, um mich zu erholen. Die Knalltüte aus Zimmer D ist ausgezogen und eine neue Knalltüte gibt es noch nicht. Sobald dort wieder jemand wohnt, der die Wände von Mitternacht bis 3 Uhr morgens erzittern lässt, weil er jede Tür zu schmeißt, sobald ich also erneut alle paar Minuten in meinem Bett aus dem Schlaf und ein bis zwei Zentimeter hoch gerissen werde, brauche ich das Hostel natürlich wieder. 

Ich komme mir nicht gern vor, wie früher die Mitglieder einer Sekte, die über sich behauptet haben, sie könnten im Zustand der transzendentalen Meditation über dem Boden schweben. Sie konnten das zwar nicht, ich ohne Mieter im Zimmer D auch nicht.   

Freitag, 22. April 2022

Immer noch frei

Immer mehr neidische
Gäste. Foto: Tjaden

Mitleid mit zukünftigem Mieter

Das Zimmer D, das innerhalb eines Jahres zwei Mieter beherbergt hat, die sich wohl für etwas Besseres hielten und sich deshalb um nichts kümmerten, sucht nun den dritten Mieter. An manchen Abenden stelle ich mir vor, dort sei bereits jemand, dem nicht alles egal ist. Der hätte gestern Abend wieder einmal einen Schock bekommen. 

R., der noch ziemlich gut gelaunt gewesen ist, als er von der Arbeit kam, flippte plötzlich aus und schrie im Haus herum, dass die Wände wackelten. Sein Bruder M. saß derweil im Zimmer F vor dem lautstarken Fernseher. Ich öffnete kurz die Zimmertür und wurde nun ebenfalls von R. beschimpft. Ich schloss die Tür wieder. Doch richtig rund ging es erst wieder nach Mitternacht. Das ist in diesem Haus fast täglich so.

Heute Morgen habe ich erst einmal die Küche gewischt, damit niemand auf dem Boden kleben bleibt, bis zur Taverne kam ich unbehindert, während ich Kaffee trank und Zeitung las, stellte ich fest, dass mich immer mehr Gäste beneiden, weil ich als Fan des FC Porto gelte. Ich vergaß R. und das Zimmer D und freute mich auf einen sonnigen Tag. 


Montag, 11. April 2022

Kann krank machen

Hier erfrieren die
Bakterien. Foto:
Heinz-Peter Tjaden

Die Küche in unserem Haus

Seit ich mit einer Wohngemeinschaft in einem wunderschön gelegenen Haus am Atlantik wohne, lese ich in den Zeitungen Berichte, die mir früher gar nicht aufgefallen wären. Gestern ist das ein Artikel in den "Portugal News" über Krankheiten gewesen, die man sich in der Küche holen kann, wenn man nicht auf die Hygiene achtet.  Hätte ich in der Küche unseres Hauses gesessen, wäre mir die Zeitung aus der Hand gefallen. Glücklicherweise saß ich aber vor einem Eiscafé in Funchal und war deshalb nicht gesundheitlich gefährdet. 

"Gib Viren und Bakterien eine Chance" ist in unserem Haus das Motto zweier Brüder, die sich auch im Badezimmer entsprechend verhalten. Wenn sie etwas stehlen, sind das keine Krankheitserreger, sondern Lebensmittel, Geschirr und Besteck. Deshalb lagere ich seit geraumer Zeit so viel wie möglich in meinem Zimmer. Im Kühlschrank entdeckt man fast nur noch den Schmutz, der von den Brüdern stammt. 

Derzeit ist bei uns ein Zimmer frei. Das ist zehn Quadratmeter groß und soll nicht mehr 250 Euro im Monat, sondern nun schon 275 Euro im Monat kosten. Angeblich darf der neue Mieter auch das Badezimmer, einen Gemeinschaftsraum und die Küche nutzen. Wenn er sehr gesund ist und sich dort nicht zu lange aufhält...

Auf Ermahnungen reagieren die Brüder aggressiv.