Samstag, 3. September 2022

Häusliches (II)

Nun sitzt Alf neben einem
Brotkasten. Foto: Tjaden

14. August 2022. Heute Nacht hat der "fucking german nazi" immerhin fünf Stunden schlafen können, gestern waren es nur vier. Als ich heute Morgen R. aus Zimmer F darauf hinwies, dass er mich wieder einmal mit Lärm in der Küche um mehrere Stunden Schlaf gebracht hatte, reagierte er gar nicht. Er begann Diskussionen im Treppenhaus mit anderen Mietern, Türen knallten. 

Wenn stimmen würde, was die Verwaltung des Hauses RB Living aus Funchal hat verlauten lassen, dürfte R. gar nicht mehr im Haus sein. Die Mieterin J. aus Zimmer A erzählte mir am 1. August 2022 in der Küche, R. und sein Bruder M. müssten in zwei Tagen das Zimmer F. räumen. Inzwischen nennt mich J. "fucking german nazi". Wahrscheinlich, weil ich ihre anschließenden Annäherungsversuche zurückgewiesen habe. R. wohnt nach einer kurzen Unterbrechung wieder hier. Ich vermute, weil die Räumung so illegal gewesen ist wie die Räumung, die RB Living derzeit mit Telefonterror bei mir durchsetzen will. 

Verstehen kann ich nicht: Warum verhält sich R. dermaßen dämlich? Wieder stiehlt er Sachen aus der Küche, wieder verschmutzt er Badezimmer und Küche, wieder macht er nachts Lärm. Das mache ich doch auch nicht. Ich habe gegen den Telefonterroristen von RB Living Strafantrag gestellt. Ich habe am 8. August 2022 per mail und per Brief an RB Living  eine Mietkürzung angekündigt. 

Und: Ich habe gestern einen Brotkasten gekauft, damit ich auch Brot nicht mehr länger in meinem Zimmer in einer Schublade lagern muss. In der Altstadt von Funchal halfen mir ein Bäcker und ein Angestellter eines Restaurants bei der Übersetzung ins Portugiesische.  Caixa de pao schrieb man dem "fucking german nazi" auf einen Zettel. Und wünschte mir weiterhin Durchhaltevermögen, nicht als "fucking german nazi", sondern als gern gesehener Gast und Gesprächspartner.

15. August 2022. Gestern Abend habe ich gegen 22 Uhr eine Fortsetzung der Diskussionen im Haus verhindert. Auch Lärm in der Küche nach Mitternacht verhinderte ich. Ich ermahnte R., endlich nächtliche Ruhe zu geben und zu einem Anwalt zu gehen, wenn das nötig sei. Das half. Endlich  gönnte man mir wieder einmal acht Stunden Schlaf. 

16. August 2022. Ich treffe ihn vor dem Haus. R., der mich vorige Woche Montag noch verprügeln wollte, gibt mir einen freundschaftlichen Stoß in die Rippen. Er hat das Zimmer F entrümpelt und denkt hoffentlich darüber nach, warum alles so schief gegangen ist.

16. August 2022-19.25 Uhr. Zucker scheint neuerdings vor dem Küchenschrank der Mieterin gelagert zu werden, die mich "fucking german nazi" genannt hat. 

17. August 2022. R. scheint nun endgültig das Zimmer F verlassen zu haben. Da das Gesundheitsamt von Funchal auf meine Hinweise überhaupt nicht reagiert, habe ich gestern Abend die Küche, das Treppenhaus und das Badezimmer gereinigt. Neben meiner Tür lag ein gelbes T-Shirt, von dem ich vermutete, das es meinem Zimmernachbarn aus Raum D gehört. Als er gegen 23 Uhr nach Hause kam, fragte ich ihn. Das T-Shirt gehörte ihm nicht, er wollte es vom Boden nehmen und ließ es gleich wieder fallen. Unter dem T-Shirt wimmelte es von Ameisen.

In Deutschland wäre das Gesundheitsamt längst da gewesen. Ich weiß das, weil eine Cousine von mir in einer deutschen Stadt das Gesundheitsamt leitet.  Die Kakerlaken treiben sich im Haus inzwischen überall herum. 

18. August 2022. Verständlicherweise fühlen sich die Kakerlaken im Raum F einsam, seit das Zimmer geräumt worden ist. Sie neigen deswegen zu Spaziergängen vor meiner Zimmertür. Ich schicke sie ins Zimmer F zurück. Die Tagebucheintragung von gestern habe ich an das Gesundheitsamt von Funchal geschickt. Keine Reaktion. Wie immer.

19. August 2022. Die Stille, die meistens in diesem Haus herrscht, seit zwei Mieter ihr Zimmer geräumt haben, ist fast schon unheimlich. Wenn die Mieterinnen miteinander sprechen, dann gegen ihre sonstige Gewohnheit nur sehr leise. In der Küche begegne ich allenfalls noch meinem Nachbarn aus Zimmer D.  Niemand lässt mehr die Türen knallen.

21. August 2022. Das habe ich noch nicht erlebt: Die drei Frauen von der oberen Zankstelle sitzen vor dem Haus und organisieren nebenbei einiges um.

24. August 2022. Von wegen neue Zeit im Haus nach zwei Fast-Schlägereien, Einbrüchen, Diebstählen, nächtlichen Ruhestörungen, Telefonterror des Vermieters RB Living usw. usw.: Jetzt dreht der Mieter aus Raum D schon am Vormittag am Rad.  Aus dem Innenhof macht er eine Disco und denkt dabei keinen Augenblick an die Nachbarn. Wahrscheinlich ist wieder etwas schief gegangen. Inzwischen habe ich auch festgestellt, dass R. aus Zimmer F mir vor seinem Rauswurf private Fotos von meinen Ehefrauen gestohlen hat-vornehmlich die, auf denen sie fast oder ganz nackt sind. Er nahm sie aus einem Koffer, der sich in einem Abstellraum befand. Widerlicher Heini.

24. August 2022. Wie oft die Putzfrau "Das kann doch nicht wahr sein" gesagt hat, kann sie wohl selbst nicht mehr zählen. Aber das Zimmer F ist sauber. Auch mein Hocker ist wieder aufgetaucht.

25. August 2022. Der neue Mieter aus Zimmer D ist sehr nett. Als er heute Morgen aus seinem Zimmer kam, um zu duschen, sah er, dass ich gerade das Badezimmer wischte. Er kehrte in sein Zimmer zurück. Als ich fertig war, duschte er. Die anschließende Reinigung überließ er mir. Und ich stellte mir vor, dieser Pascha würde eine Frau kennenlernen, wie beispielsweise meine erste Frau. Au weia!

25. August 2022-13.15 Uhr. Das habe ich mir so schön vorgestellt: Ich esse nun etwas und setze dann meine Erzählung fort. Daraus wurde nichts: Obwohl die Brüder M. und R. nicht mehr hier wohnen, werde ich weiter bestohlen. Gestern Joghurt aus dem Kühlschrank in der Küche, den ich nun wieder im Zimmer aufbewahre, heute mein Mittagessen.

26. August 2022-19.30 Uhr. Heute hat die Wohngemeinschaft einen neuen Teller-Rekord aufgestellt. Ich wusch ihn ab, wollte ihn in der Küche trocknen lassen, ging in mein Zimmer, schrieb etwas, dann kehrte ich in die Küche zurück. Weg war der Teller. Nach einer knappen Stunde. 

1. September 2022. In Raum D wohnt wohl der Nächste, der das Haus verlassen möchte. Wenn er die Toilette benutzt hat, hinterlässt er in der Schüssel eindeutige Spuren, soeben hat er die Toilette verstopft und kümmert sich nicht darum, wie er sich um alles andere nicht mehr kümmert, wenn es um die Sauberkeit in Küche und Badezimmer geht. Eine Mieterin meint: "Er nimmt zu viele Drogen."

2. September 2022. Ich erspare Ihnen ein Foto vom heutigen Zustand der Toilette. Gestern Abend habe ich den Verursacher der Verstopfung mehrfach gebeten, das Übel zu beseitigen. Er tat lange Zeit so, als verstünde er mich nicht. Bevor er sich unter die Dusche stellte, bequemte er sich doch zu einem Versuch, der aber nur dazu führte, dass die braune Brühe wieder bis zum Schüsselrand stieg. Das kümmerte ihn nicht länger. 

Auch heute Morgen nicht. Statt dessen fragte er mich, ob ich eine Zigarette für ihn hätte. Wie fast täglich. Heute Morgen hatte ich keine für ihn. Inzwischen hat er das Haus verlassen. Im Badezimmer stinkt es so sehr, dass ich mich mit einer Katzenwäsche begnügt habe. Dafür nutzte ich das Wasserbecken, das es neben dem Haus gibt. 

2. September 2022-19.30 Uhr. Es müffelt immer mehr in meinem Zimmer. Der Geruch aus dem Badezimmer in der männlichen Etage breitet sich aus. Braunes Wasser stinkt eben noch schneller als Leitungswasser. Der Verursacher hat wohl auch deswegen Musik draußen gehört, als ich gegen 18.30 Uhr nach Hause kam. Ich habe unterwegs - wie so oft - die Toiletten in den Supermärkten genutzt.  RB Living weiß, was hier geschieht.

3. September 2022-11 Uhr. Nun hat er es geschafft: Es stinkt im ganzen Haus. Als Geruchsverstärker benutzte er heute Morgen seinen eigenen Urin. Bei offener Toilettentür pinkelte er in die verstopfte Kloschüssel.

Häusliches III  

Häusliches I  

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