Sonntag, 18. September 2022

Häusliches (III)

 


15. September 2022. Neuer
Fall von Vandalismus.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

4. September 2022-11.20 Uhr. Heute Morgen hätte er sich vor der Taberna do Areeiro beinahe zu mir an den Tisch gesetzt. Die Bierflasche hatte er schon auf den Tisch gestellt. Als ich bereits halb aufgestanden war, um den Tisch zu wechseln, kam er selbst darauf, dass es nicht so gut wäre, mit mir einen Tisch zu teilen. Er setzte sich woanders hin. 

Die Rede ist hier erneut von dem Mieter in Zimmer D. Vor vier Tagen verstopfte er die Männertoilette. Darum kümmerte er sich bis heute nicht. Wer sich nach seiner Meinung darum kümmern müsste, spielte er gestern Abend einer Mieterin vor. Erst hämmerte er mehrfach gegen meine Zimmertür. Ich öffnete die Tür einen Spalt breit, er wies mit dem rechten Arm zur Toilette. Irgendwas war dort passiert. Ich schloss die Tür wieder.

Dann entwickelte der Mieter aus Zimmer D eine Theorie über die Ursache der Verstopfung, in der auch Eindringlinge vorkamen. Doch diese Theorie schien bei der Mieterin nicht so recht zu zünden. Das empörte ihn wohl so sehr, dass er ab Mitternacht nur noch Psychoterrorist war. Als der Film im Fernsehen gegen 2 Uhr morgens zu Ende war, wollte er mit mir wohl auch noch eine Dokumentation anhören. Mit mir ansehen wäre falsch, denn ich war ja in meinem Zimmer, er nebenan in seinem. 

Da ich endlich schlafen wollte, wuchtete ich die Matratze meines Bettes in den Gemeinschaftsraum.  Dort fand ich noch ein paar Stunden Schlaf. Wie seit vier Tagen jeden Morgen ging ich zu dem Wasserbecken neben dem Haus, mit dem kalten Wasser machte ich mich frisch. Wegen solcher Vorkommnisse habe ich meinem Vermieter eine Mietkürzung angekündigt, die am 21. August 2022 wegen des Schweigens der Gegenseite in Kraft getreten ist.

19.10 Uhr. Vor dem Haus sitzen zwei Mieterinnen, meinen Gruß erwidern sie nicht. Ich trage mein Fahrrad die Treppe hinunter. Aus dem Gemeinschaftsraum sind meine Matratze und mein Bettzeug verschwunden. Die Matratze lehnt an meiner Tür, alles andere liegt daneben auf dem Boden. Die beiden Mieterinnen reagieren auch nicht auf meine Frage, wer mein Nachtlager wieder aufgelöst hat. Ich bringe alles zurück in den Gemeinschaftsraum und erinnere daran, dass man mich in diesem Haus zwar auch schon "fucking german nazi" genannt hat, aber trotzdem das Recht auf Schlaf hätte. Da kommt mir der Mieter aus Zimmer D entgegen, geht schweigend an mir vorbei. Auch ein anderer Mieter hat oft im Gemeinschaftsraum geschlafen. Ein Mitarbeiter von RB Living sagte, dass dagegen nichts einzuwenden sei. Das Schlimmste an dieser Wohngemeinschaft ist immer wieder: Und keiner will es gewesen sein.

5. September 2022. Prima geschlafen.

6. September 2022. Das nächste Flugblatt "Madeira Observer" 36/22 widme ich  der Frage "Bin ich doof oder bin ich ein deutscher Nazi"? Anlass: Die Ereignisse der vergangenen 24 Stunden. 

Die Männertoilette ist wieder frei. Es stinkt nicht mehr im Haus. 

7. September 2022. "Madeira Observer" 36/22 "Mein Leben mit schrecklichen Leuten"

10. September 2022. Da der Mieter aus Zimmer D auch vorgestern nicht in seinem Zimmer übernachtet hat, verlegte ich mein Nachtlager wieder in mein Zimmer. Ich reinigte gestern auch das Badezimmer, was etwas verfrüht war. Der Mieter aus Zimmer D kam und verunreinigte wieder. Als er ab Mitternacht auch noch die Türen knallen lassen wollte, protestierte eine Mieterin und erklärte das, was der Mieter aus Zimmer D vorhatte für verrückt. Vorher hatte ich auch noch erfahren, dass unser Vermieter RB Living/IMO 13 eine Wassergeldrechnung vom 10. Juli 2022 noch nicht beglichen hat. 

11. September 2022. Ich hätte heute Morgen wieder Fotos von der Toilette und vom Badezimmer machen können, aber ich hätte nichts Neues abgebildet. Saustall des Zimmers D reicht als Kommentar. Von mir vor dem Duschen gereinigt. Ansonsten benutze ich auch weiterhin das Badezimmer nicht mehr. Wie sich der Mieter aus Zimmer D gestern Abend sonst noch aufgeführt hat, verschweige ich hier. Ich überlege, ob ich mein Nachtlager nicht wieder im Livingroom aufschlage. 

11. September 2022-13.10 Uhr. Zimmer D ist erwacht. Er nutzt jetzt unseren gemeinsamen Balkon als Disco - und das an einem Sonntag und zu einer Zeit, in der kleine Kinder Mittagsschlaf machen. Macht man das in Arouca so? Dort kommt er her. 

12. September 2022-12.34 Uhr. Das macht ihm die Sache nicht ganz einfach: Der Mieter aus Raum D ist nun wach und möchte mich gern mit lauter Musik und knallenden Türen terrorisieren. Doch die Köchin ist wieder da, aber ist sie auch im Hause oder gerade unterwegs? Und dann ist da noch die Mieterin aus Zimmer A, der er so gern wieder einmal erzählen möchte, dass er tote Kakerlaken vor meine Tür legt. Ich habe heute zwei weggefegt. Da hilft doch nur eins: Erst einmal die Tür krachen lassen, dass in meinem Zimmer die Wände wackeln. Der Mann hat es wirklich nicht leicht.

13. September 2022-11.00 Uhr. Nach fünf Minuten ist das Badezimmer immerhin in einem Zustand, bei dem ich mich unter die Dusche wage. Soeben habe ich auch die Küche gefegt-und der Mieter aus Raum D sitzt in seinem Zimmer und hört irgend so eine Art von Musik. Was geht ihn der Dreck an, den er täglich hinterlässt?

15. September 2022. Der Mieter aus Raum D genießt weiter das Privileg, nichts außerhalb seines Zimmers sauber machen zu müssen. Derweil gibt es einen neuen Fall von Vandalismus. Hier klicken

16. September 2022. Die Theorie, die mit den wenigsten Annahmen auskommt, ist immer die Richtige. Dies vorausgesetzt, ist auf Madeira Störenfried ein Ausbildungsberuf. Bisher einziger Ausbilder wäre R., der dieses Haus hat verlassen müssen, aber E., der jetzt das Zimmer D bewohnt, gerade noch rechtzeitig beibringen konnte, wie man sich in einer Wohngemeinschaft nicht verhalten sollte. Gemeinsam hatten sie während der Ausbildungszeit bereits die Unfähigkeit, die Wasserspülung der Toilette zu benutzen. So sah von Anfang an bei beiden die Toilettenschüssel Scheiße aus. 

18. September 2022. Diesen Gesichtsausdruck werde ich nie wieder vergessen: Gestern Abend gegen 19 Uhr, ich putze die Anrichte, die Köchin, die hier nur unregelmäßig wohnt, kommt von draußen in die Küche und sieht zuerst die Herdplatte. Ich nenne nur den Namen des Mieters von Zimmer D. Sie schaut sich weiter um und fragt mich, wem das schmutzige Geschirr gehört, das sich neben dem Haus in einem Becken stapelt. Ich nenne wieder nur den Namen des Mieters aus Zimmer D. Danach putzen wir das Badezimmer in der männlichen Etage, das von mir nur noch sehr selten genutzt wird. Gegen 23 Uhr steht eine Mieterin vor meiner Tür. Sie braucht Zucker. Danach tigert der Mieter aus Zimmer D herum, er will wohl herausfinden, ob die Mieterin und ich uns irgendwo treffen. Verrate ich nicht. Zwischendurch klaut er dann auch noch.

Häusliches (IV)

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